Schüler*innenHaushalt in der Praxis

Was ist der Schüler*innenHaushalt?

Der Schüler:innenHaushalt ist ein Verfahren zur Kinder- und Jugendbeteiligung und wird von kommunaler Seite unterstützt. Schulen können sich hierfür bewerben und ein Budget von maximal 4000 Euro pro Kalenderjahr bekommen, das Schüler:innen selbstbestimmt verwalten und für eigene Projekte zur Gestaltung ihrer Schule einsetzen können.

Mehr Infos zum Bewerbungsverfahren gibt es auf den Seiten der Servicestelle Jugendbeteiligung. Hier finden Sie kompetente Ansprechpartner:innen und ggf. Begleitung für diesen Prozess.

Der Schüler*innenHaushalt zahlt auf das Qualitätsmerkmal P2 (Partizipative Praxis – Schulischer Alltag) in den Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule ein (s. S. 20 f.). Denn die Schüler:innen erleben damit einen demokratischen Prozess der Entscheidungsfindung an ihrer Ganztagsschule: Sie erfahren sich als steuernde Akteur:innen, die etwas bewirken können und Verantwortung für die Schulgemeinschaft übernehmen.

Praxisbeispiele von Grundschulen

Wedding-Schule

Die Wedding-Grundschule, die als eine der ersten Schulen in Berlin den Schüler*innenHaushalt erfolgreich etabliert hat, empfiehlt die Arbeit mit Fünft- und Sechstklässler:innen. Diese seien oft stark motiviert, obwohl sie gar nicht mehr in den Genuss ihrer Arbeit kommen. Das liege daran, dass sie über mehrere Jahre erleben und beobachten konnten, dass „die Großen“ etwas für sie als Kleinere geschaffen haben. Das sei ein starker Motivator für eigenes Engagement. Zudem steigere es die Identifikation mit der Schule und es fördere Kompetenzen im Umgang mit Geld bzw. erleichtere die Vorstellung, dass es für verschiedene Bereiche „Töpfe“ mit Finanzmitteln gibt, um deren Verwendung gerungen werden muss.

Ganz konkret wird ein Koordinationsteam aus Schüler: innen gebildet. Die Ideensammlung wird in den Klassenräten der einzelnen Klassen praktiziert (siehe auch Plakat unten in diesem Dokument). Wichtig sei, dass die Erwachsenen sich so weit wie möglich heraushalten und sich nur einbringen, wenn sie von den Schüler:innen direkt darum gebeten werden. Herr Lorenz, Schulleiter der Wedding-Grundschule, gibt noch einen Tipp: „Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn es im ersten Jahr sehr chaotisch läuft. Das auszuhalten ist anstrengend, aber mit der Zeit spielt es sich ein und ein Durchhalten zahlt sich aus!“

Präsentation von Herrn Lorenz, Schulleiter der Wedding-Grundschule, 2019

Präsentation von Herrn Lorenz, Schulleiter der Wedding-Grundschule, 2019

Praxisbeispiele von weiterführenden Schulen

Hemingway-Schule (Integrierte Sekundarschule; Berlin Mitte)

„Die Chance, zusätzliches Geld für die Schule zu bekommen für Dinge, die man selbst als Schüler:in für wichtig hält, ist ein großer Motivator“, sagt Manja Lämmel, Sozialpädagogin an der Hemingway-ISS und seit langem für den Schüler*innenHaushalt zuständig. Mit dieser Idee ließen sich in der Regel Freiwillige für das erste Koordinationsteam gewinnen; an der Hemingway-Schule hat es sich mittlerweile verstätigt durch einen Profilkurs/eine Arbeitsgemeinschaft „Organisation und Beteiligung“, die neben anderen Dingen auch den Schüler*innenHaushalt organisiert.

Das Budget ist tatsächlich so groß, dass damit tolle Dinge angeschafft werden können: Neue Bänke für den Schulhof, Farben zur Klassenraumgestaltung, Boxsäcke für die Turnhalle (siehe hierzu auch Hemingway-Schule: Boxsack), Wandvitrinen, Bälle, Lego-Education, Hochbeete, Laternensets, Virtuell-Reality-Brillen, Catcars oder Taxis für den Hof – sind einige Beispiele aus dieser und anderen Schulen. Die Ideenfindung – also welche Anschaffung wünschen sich die Schüler:innen der gesamten Schule? – kann z.B. über einen Kasten stattfinden, in den Schüler:innen Zettel hineinwerfen. Dabei hat es sich bewährt, dass für eine Idee mindestens fünf Unterstützer:innen bzw. Unterschriften nötig sind. Wichtig ist auch ein genauer Zeitplan mit konkreten Schritten (s. Abb. unten). Die Wahl läuft anonym und freiwillig ab. Die Schüler:innen können hierzu in zwei Abschnitten je zwei Kreuze zu machen und so insgesamt bis zu vier Wünsche abgeben. Die Ergebnisse der Wahl werden in der Schule auf Plakaten ausgehängt.

In diesen Schritten geht die Hemingway-Schule vor:

Hemingway-Schule_SchuelerHaushalt.svg

Und das kam bspw. an der Hemingway-Schule heraus:

Hemingway-Schule_SchuelerHaushalt_wahlsieger

Zum Weiterlesen in Sachen Schüler*InnenHaushalt an der Hemingway-Schule empfehlen wir auch die Website von „jup! Berlin“ – ein Informations- und Beteiligungsportal für und von Jugendlichen.

Mildred-Harnack-Schule (Integrierte Sekundarschule; Berlin Lichtenberg)

Diese Schule hat sich im Jahr 2023 ebenfalls für den Schüler*innenHaushalt beworben und hat den Zuschlag bekommen. Lesen Sie hierzu unser Schulporträt der Mildred-Harnack-Schule.

Mehr zu diesem Thema

Zur Übersicht