„Mein Pate ist Adem aus der 3. Klasse. Er hat mir gezeigt, was wie das Mittagessen geht. Und wo man Spiele für den Schulhof ausleihen kann.“ Viele Schulen nutzen Patensysteme, um Kindern, die neu an die Schule kommen, den Einstieg zu erleichtern.

Andere haben Kooperationen mit externen Paten und Patinnen aufgebaut, die beim Lesenlernen unterstützen oder am Übergang zur Ausbildung bei der Berufsorientierung oder Ausbildungsplatzsuche zur Seite stehen.

Was sind Patensysteme?

Manche Schulen bilden Schüler:innen als Pat:innen für jüngere bzw. neu an die Schule kommende Schüler:innen aus. Ziel dessen ist es, den Pat:innen dezidiert Verantwortung zu geben und den Neuankömmlingen ein schnelles, gutes Einleben zu ermöglichen. Wie Ganztagsschulen dies gestalten, darum soll es im Folgenden gehen. Dabei gibt es durchaus Unterschiede im Vorgehen der Schulen – im Alter der Pat:innen (manche sagen, es muss ein Altersabstand von zwei Jahren gegeben sein), dem Bewerbungsverfahren und der Intensität der Ausbildung, die die zukünftigen Schülerpat:innen erfahren.

Welche Praxisbeispiele gibt es?

Hermann-Hesse-Gymnasium (Kreuzberg)

Hier unterstützen Schüler:innen der achten Klasse die neuen Siebtklässler:innen. Organisiert wird das Patensystem vom Team der Sozialpädagog:innen. Am Ende des siebten Schuljahres werden die Schüler:innen gefragt, wer Interesse hat, zwei neu ankommenden Siebtklässler:innen in der Willkommenswoche (1. Woche nach den Sommerferien) die Schule zu zeigen, die Schulregeln zu erklären und für sie ansprechbar zu sein. Dann folgt folgendes Vorgehen:

Mai/ Juni

1. Schriftliche Bewerbung mit Antworten auf folgende Fragen:

  • Warum möchte ich eine Patenschaft übernehmen? 
  • Kann ich aus meiner eigenen Patenschaft mit Schülern der 8. Klasse Positi-ves vermitteln?
  • Habe ich bereits Erfahrungen in diesem Bereich?
  • Was bringe ich mit, um ein guter Pate / eine gute Patin zu sein?
Sie wird bei den jeweiligen Sozialpädagog:innen innerhalb der Klasse abgegeben. Pro Klassen bewerben sich in der Regel 12-18 Schüler: innen. In der Regel werden alle Bewerber:innen genommen; üblich ist ein Schnitt von einer/einem Pat:in auf zwei Patenkinder.
Juli 2. Briefing: Kurz vor den Sommerferien bekommen die neuen Pat:innen eine Einweisung in ihre Aufgaben und einen Leitfaden, auf dem alle Informationen gebündelt sind. 
August 3. Am ersten Schultag führen die Pat:innen ihre Schützlinge durchs Gebäude, zeigen ihnen alle wichtigen Orte und Anlaufstellen und erklären die Schulregeln; in den folgenden Wochen und Monaten können die neuen Schüler:innen jederzeit auf ihre Pat:innen zukommen, wenn sie Fragen oder Probleme haben.
Oktober/ November 4. Acht Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres wird ein zweites reguläres Treffen mit allen neuen Siebtklässler:innen und ihren Pat:innen durchgeführt. Die-ses besteht aus einer gemeinsamen Aktion und der Reflexion des Miteinanders mit Hilfe eines Reflexionsbogens: Wie sind die neuen Schüler:innen angekommen? Gibt es Probleme? Gibt es Fragen? Zudem machen alle zusammen ein Schulquiz und ein gemeinsames Spiel. 

„Natürlich gibt es auch Anreize für die Pat:innen“, sagt Schulleiterin Sylke Roschke. „Sie erhalten einen wertschätzenden Zeugnisvermerk und sind von unserem ‚Beauty Day‘ befreit, an dem die Schüler:innen mithelfen, die Schule aufzuräumen und zu reinigen. Stattdessen werden Sie hier auf Ihre Rolle als Pat:innen vorbereitet.“

Und eine Schülerin berichtet: „Viele von uns waren schon in der Grundschule Paten und es hat Spaß gemacht. Man will ja, dass die Neuen an der Schule sich gleich wohlfühlen.“

Andreas-Gymnasium (Friedrichshain)

Das Patenprogramm des Andreas-Gymnasiums ist geringfügig anders, verfolgt aber die gleichen Ziele wie das Hermann-Hesse-Gymnasium bzw. geht noch einen Schritt weiter in Richtung Mediation. So heißt es auf der Website der Schule: „Die neuen Schüler*innen der 5. und der 7. Klassen werden im ersten Jahr von ausgebildeten Paten der 10. Klasse begleitet. Insbesondere in der Kennenlernwoche und bei der Kennenlernfahrt unterstützen sie die Klassenlehrer*innen und Schüler*innen beim gemeinsamen Kennenlernen durch spaßige Spiele und beim Einfinden in die neue Schulstruktur.“

Hierzu erhalten sie im Laufe der neunten Klasse eine umfangreiche Ausbildung. Inhalte sind z.B. die Entstehungsbedingungen von Konflikten, Umgang mit Konflikten/Ablauf einer Mediation; Hintergrundwissen zu und Umgang mit Mobbing an der Schule, Anleitung von Gruppenspielen, bsd. Kennenlernspielen; Erstellung und Durchführung der Schulrallye; Unterstützung von Klassen bei der Durchführung des Klassenrats; Organisation von Wandertagen; Organisation der Kennenlernfahrt.

„Die Patenausbildung wird von den Super-Pat*innen unterstützt, die bereits das Jahr als Pat*innen miterleben durften und ihre persönlichen Erfahrungen an die zukünftigen Pat*innen weitergeben können“ – so heißt es auf der Website.

Pinnwand mit Karten zu Aufgaben und Eigenschaften eines Paten
Aufgaben und Eigenschaften eines Paten (Andreas-Gymnasium)

Hufeland-Schule (Integrierte Sekundarschule in Pankow)

An der Hufeland-Schule sind die Pat:innen Neuntklässler:innen für die neuen Siebtkläss-ler:innen. Die Gruppe der Pat:innen besteht aus 10 Personen, d.h. dass 2-3 Pat:innen zu-sammen für eine neue Klasse zuständig sind (und nicht für einzelne Schüler:innen, wie am Hermann-Hesse-Gymnasium, s.o.). Diese werden in einem Bewerbungsverfahren von den ehemaligen Pat:innen ausgewählt. „Besonders auf soziales Engagement, Motivation und Selbstbewusstsein für die Tätigkeit des*r Schülerpaten*in wird wert gelegt“, heißt es auf der Website der Schule.

Anschließend geht es für eine Woche zusammen mit Pat:innengruppen zweier anderer Schulen ins Wannsee-Forum – auch unter Anleitung erfahrener Workshopleiter:innen; Ziel ist es „auf noch neue Jugendliche zu treffen, mit ihnen in Kontakt zu kommen, klar zu kom-munizieren, anderen zuzuhören und gemeinsam Probleme zu lösen. Themen der Work-shops sind Moderation, Umgang mit Konflikten, Kommunikation und Präsenz“ (s.o.).

Für die Begleitung der neuen Siebtklässler:innen wird ein Einführungstag veranstaltet, an dem sie mit einer Rallye alle relevanten Informationen für den Schulalltag erhalten. Zusätz-lich gibt es ein wöchentliches Treffen der Pat:innengruppe. Projekte, die hierbei geplant werden, sind z.B. Übernachtungen in der Schule, Halloweenpartys, Weihnachtsüberra-schungen und Selbstdarstellungen bei Schulveranstaltungen.

Auf der Website der Schule wird die Wirkung des Projektes so beschrieben: „Das mittlerwei-le dreijährige Projekt hat gezeigt, dass sich die Umgangsweise unter den Schüler*innen der siebten Klassen deutlich verbesserte und die Selbstverantwortung aller Beteiligter stieg. Dies schlägt sich auch im Unterricht nieder, da durch das Projekt vor allem das soziale Mit-einander gefördert wird.“

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