Mathematische Bildung über den ganzen Tag

In unserem Alltag erfahren wir Mathematik häufig handelnd, z. B. wenn wir Zutaten beim Kochen und Backen abwiegen, beim Tischdecken Teller und Besteck abzählen, beim Einkaufen Preise überschlagen oder wenn wir ein Geburtstagspäckchen packen wollen und für die zu verschickenden Geschenke die Größe des Kartons abschätzen.

In der Ganztagsschule mit ihren erweiterten zeitlichen, personellen und multiprofessionellen Möglichkeiten gibt es über den ganzen Tag, in und außerhalb des Fachunterrichts die Möglichkeit, Schüler:innen vielfältige Zugänge zu mathematischen Phänomenen zu bieten, mathematisches Denken anzuregen und dabei ihre mathematischen Basiskompetenzen zu fördern.

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Warum mathematische Bildung über den ganzen Tag wichtig ist und wie sie gelingen kann?

Was sind vielfältige Zugänge zu mathematischer Bildung?

Was sind Bildungselemente zur Entwicklung mathematischer Basiskompetenzen?

Gut zu wissen:

Warum mathematische Bildung über den ganzen Tag wichtig ist und wie sie gelingen kann

Lebensweltbezug herstellen: Mathematische Bildung schließt die Entwicklung prozessbezogener mathematischer Kompetenzen (siehe dunkelblaue im Kreis angeordnete Felder) und inhaltsbezogener Kompetenzen (hellblaue Felder), auf die sich wiederum die prozessbezogenen Kompetenzen beziehen, ein (vgl. RLP Mathematik Berlin). Z.B. entwickeln Schüler:innen Vorstellungen von Maßeinheiten, indem sie Längen und Flächen vermessen (beispielsweise eine Wand in ihrem Klassenraum), diese maßstabsgetreu zeichnen und in Worten und Zahlen sowie Maßeinheiten beschreiben können. So können sie in der Folge das mathematische Problem lösen, wie viel Wandfarbe sie benötigen, wenn sie die betreffende Wand streichen möchten.

Schüler:innen motivieren: Damit mathematische Bildung erfolgreich ist, muss sie die Motivation und das Interesse der Lernenden wecken bzw. aufgreifen und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit ermöglichen.

DKJS/ SAG

Vgl. Teil C Mathematik Jahrgangsstufen 1-10 (Rahmenlehrplan Berlin-Brandenburg), S. 6

DKJS/ SAG

Lernen unterstützen: Die Ganztagsschule kann viel dazu beitragen, die Entwicklung mathematischer Kompetenzen erfolgreich zu fördern. So zeigte eine Studie von Schüpbach, Herzog & Ignaczewska (2013), dass Schüler:innen der 1. bis 3. Jahrgangsstufe, die die Angebote ihrer Ganztagsschule intensiv nutzten, ihre mathematischen Leistungen im Vergleich zu Schüler:innen, die lediglich Unterricht besuchten, verbesserten (Schüpbach u.a. 2013). Wichtig ist es außerdem, dass die außerunterrichtlichen Angebote für die Schüler:innen eine hohe Attraktivität aufweisen, d. h. das Interesse und die Motivation der Schüler:innen wecken, und die Kinder regelmäßig daran teilnehmen, damit sie einen positiven Einfluss auf deren Kompetenzentwicklung haben (Linberg, Struck & Bäumer 2018).

Unterschiedliche Zugänge schaffen: In diesem Modul stellen wir Praxisbeispiele, Materialien, Anregungen und Angebote vor, die vielfältige, meist niedrigschwellige Zugänge zu den mathematischen Inhaltsbereichen, wie z. B. Zählen und Messen, Zahlen und Operationen oder Raum und Form bieten. Gleichzeitig regen sie Kinder dazu an, mathematisch zu denken, zu handeln und zu kommunizieren (prozessbezogene Kompetenzen). Welche Zugänge in verschiedenen Bildungselementen über den ganzen Tag an der Schule angeboten werden, sollte in erster Linie von den Bedürfnissen und Bedarfen der Kinder abhängen.

Vielfältige Zugänge zu mathematischer Bildung

Interesse, Neugier und Motivation für mathematische Phänomene und mathematisches Denken zu wecken ist wichtig. Das gelingt über ein Angebot an vielfältigen Zugängen, die an der Lebenswelt, den Interessen und den Kompetenzen der Schüler:innen ansetzen. So können Lern- und Entdeckerfreude geweckt und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit erzeugt werden, statt Ängste und Blockaden hervorzurufen.

Im Folgenden finden Sie, ob Erzieher:in, Sozialpädagog:in oder Lehrkraft, Ideen und Anregungen, wie Sie in der Ganztagsgrundschule Schüler:innen auf vielfältige Weise an mathematische Phänomene und Probleme heranführen können.

Forschend-entdeckende Zugänge

Lernwerkstätten als vorbereitete Lernumgebungen begleiten Kinder darin, ausgehend von ihren eigenen „Forschungs“interessen, eigene Fragen zu stellen und diesen forschend-entdeckend nachzugehen.

DKJS/ SAG Berlin

Forschend-entdeckendes Lernen/Lernwerkstätten

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Spielerische Zugänge

Viele Kinder lieben es, verschiedene Spiele wie Regel- oder Knobelspiele zu spielen. Eine Studie von Wissenschaftler:innen in Chile ergab, dass z. B. Brettspiele die mathematischen Fähigkeiten von Kindern erhöhen. Grundsätzlich lassen sich sog. Lernspiele, bei denen das Üben mathematischer Kompetenzen spielerisch aufbereitet ist, von Unterhaltungs-, Knobel- oder Gesellschaftsspielen unterscheiden, bei denen mathematische Kompetenzen nebenbei eingesetzt werden müssen und so entwickelt werden.

Lebensweltbezogene und praktische Zugänge

Viele Bildungselemente, die nicht mit Mathematik betitelt sind, fördern mathematische Basiskompetenzen. Beim Kochen und Backen wird gewogen, beim Kettenbasteln werden Perlen gezählt und Muster erstellt und im Schulgarten wird die Ernte gerecht verteilt. Auch Aktivitäten wie Fahrräder reparieren, das Planen eines Ausflugs oder einer Schnitzeljagd mit Wegeplan/Schatzkarte, die Organisation eines Sportturniers mit Messung und schriftlicher Aufbereitung der Leistungen, all das sind Anlässe, die Zugänge zu mathematischem Denken und Handeln bieten und direkt am Alltag von Kindern ansetzen. Nicht zu vergessen der Umgang mit digitalen Tools des Alltags. Auch Grundschüler:innen interessieren sich schon für Computer und das Programmieren. Mit einfachen Programmiersprachen, wie Scratch und visuell gestalteten Programmieroberflächen können Kinder interaktive Geschichten, Animationen und Spiele selbst erstellen.

Fächerübergreifende Zugänge

Gerade in den fächerübergreifenden oder fächerverbindenden Lernsettings können sich Schüler:innen im Unterrichtsgeschehen auf Wegen mathematischen Kompetenzen nähern, die sich nicht unbedingt wie Mathe anfühlen müssen. Hier finden Sie Praxisbeispiele und inspirierende Impulse, die intelligente Verbindungen zwischen Mathe und Kunst, Sport und Leseförderung zeigen.

Bildungselemente zur Entwicklung mathematischer Basiskompetenzen

Neben den formalen Lernangeboten, die vorrangig im Fachunterricht Mathematik fokussiert werden, können mathematische Basiskompetenzen auch durch non-formale und informelle Bildungselemente gefördert werden, die sich unterschiedlich in der Tages- und Schuljahresstruktur realisieren lassen.

Link zum TM LüdgT Sprungmarke Bildungselemente

Lernwerkstatt

Lernwerkstätten bieten Kindern die Möglichkeit, ihren eigenen Forschungsinteressen und Fragestellung forschend-entdeckend nachzugehen. Dabei können Lernwerkstätten thematisch als vorbereitete Lernumgebung gestaltet werden und der Lernweg durch didaktische Fragen, auch mit mathematischem Fokus unterstützt werden. Die Kinder dokumentieren Lernerfolge unabhängig von Leistungsdrucksituationen in Lerntagebüchern.

Förder- und Forderband

Verbindlich im Tagesablauf verankerte Förder- und Forderbänder bieten die Möglichkeit, Schüler:innen in ihrer mathematischen Kompetenzentwicklung individuell und gezielt zu unterstützen oder zu fordern. So entsteht Raum für differenziertes Lernen, was wiederum Motivation und Selbstvertrauen der Schüler:innen stärkt.

Projekte und Projekttage

Projekte und Projekttage fördern auch im mathematischen Bereich selbstständiges, praxisnahes Lernen und stärken wichtige Zukunftskompetenzen wie Teamarbeit, Problemlösefähigkeit und Kreativität. Schüler:innen erleben dabei, wie mathematisches Wissen angewendet wird, übernehmen Verantwortung und gestalten ihren Lernprozess aktiv mit. Dies erhöht ihre Motivation und Identifikation mit dem Lernen.

Wettbewerbe

Bei Mathematik-Wettbewerben stehen individueller oder kollektiver Erfolg beim Lösen mathematischer Aufgaben und Probleme im Fokus.

Arbeitsgemeinschaften (AGs)

Viele Arbeitsgemeinschaften, die nicht mit Mathematik betitelt sind, leisten einen hochwertigen Beitrag zur Förderung mathematischer Basiskompetenzen, fast nebenbei. Einige Beispiele für AGs mit Mathebezug, die an vielen Grundschulen angeboten werden sind Schach, Coding und Robotic, Brett-, Knobel- und sonstige Spiele, Kochen und Backen, Spiele erfinden, dreidimensionales Gestalten, Perlenfädeln, Bauen und Konstruieren, u.v.m.

Außerunterrichtliche Lernorte

Die Hauptstadt Berlin bietet unzählige beeindruckende außerunterrichtliche Lernorte mit variantenreichen pädagogischen Programmen, die auf vielfältige Weise mathematische Basiskompetenzen fördern.

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